Sichere Fahrradwege: Das Konzept steht

Plan für die Gemeinde Garrel geht ein langer Prozess voraus / Hauptstraße bleibt das Sorgenkind

Text und Foto von Sandra Hoff.

Hauptstraße: Die Breite der Radverkehrsanlagen ist sehr schmal, die Führungsform mangelhaft und kann zu Konflikten führen, etwa mit Fußgängern oder parkenden Autos, die jederzeit ihre Türen aufreißen könnten, um auszusteigen. © Sandra Hoff

Garrel. Die Gemeinde Garrel will den Radverkehr fördern. Die Grundlage dafür wurde jetzt mit einem neuen Radwegekonzept gelegt, das jüngst den Mitgliedern des Planungs- und Verkehrsausschusses von dem zuvor beauftragten Ingenieurbüro Roelcke, Schütter & Schwerdhelm aus Varel (IRS) vorgestellt wurde und für das die Kommune etwa 30.000 Euro in die Hand genommen hat.Hintergrund: Bund und Land haben Förderprogramme beschlossen, die Investitionen in die Radverkehrsinfrastruktur ermöglichen. Bedeutet: Den Kommunen, die sich für das entsprechende Programm bewerben und dann auch aufgenommen werden, winkt ein echter Geldsegen. Geplant ist nämlich ein Fördersatz von 75 Prozent. Die Förderung ist aber in den meisten Fällen an einRadwegekonzept gebunden, welches Garrel bis dato nicht hatte.

Mit dem Radwegekonzept sollen aber noch weitere Ziele verfolgt werden. Die dort verankerten Maßnahmen und Ideen sollen den Berufs- und Alltagsverkehr innerhalb der Gemeinde verbessern und die verkehrliche Infrastruktur im und zum Hauptort sowie zwischen den Ortsteilen stärken.

Neben einer Auftaktveranstaltung im Oktober, auf der Garrels Bürger und Bürgerinnen ihre Bedürfnisse und Anforderungen an den Radverkehr herausstellen konnten, gab es die Möglichkeit, einen Online-Fragebogen zum Radverkehr in Garrel auszufüllen oder über das Internet als „Wegedetektiv“ konkrete Rückmeldungen zum Radwegenetz und zu Mängeln sowie Verbesserungs-vorschläge abzugeben. Eine Arbeitsgruppe erarbeitete indes Leitlinien und Ziele für den Radverkehr.

„Die Beteiligung der Bürger war überdurchschnittlich gut im Vergleich zu anderen Städten und Gemeinden“, hob Ingenieur Jan B. Schütter hervor, der das Konzept dem politischen Gremium in einer halbstündigen Präsentation vorstellte. So wurde der „Wegedetektiv“ von 378 Teilnehmern genutzt, davon bezogen sich 70 Rückmeldungen auf das „Sorgenkind, die Hauptstraße“. Kritisiert wurden etwa Falschparker, blockierte Fuß- und Radwege sowie zu wenige Querungsmöglichkei-ten. „Als Radfahrer ist die Hauptstraße sehr gefährlich", lautete eine von vielen Rückmeldungen. Schütter bestätigte diesen Eindruck, die Breite der Radverkehrsanlagen ist sehr schmal, die Führungsform mangelhaft und kann zu Konflikten führen, etwa mit Fußgängern oder parkenden Autos, die jederzeit ihre Türen aufreißen könnten, um auszusteigen.

471 Garreler haben einen Online-Fragebogen zum Radverkehr ausgefüllt.

471 Garreler füllten den Online-Fragebogen aus. Dabei galt es verschiedene Fragen zu beantworten, etwa, auf welcher Straße man sich als Radfahrer besonders unsicher und gefährdet fühle. 239 der Befragten gaben als Antwort die Hauptstraße an. „Überall parken Autos“, „die Radwege sind zu schmal“, „die Einmündungen sind gefährlich“, – so lauteten einige der Reaktionen. Als konkrete Handlungs-empfehlung schlug Schütter vor, „die Benutzungspflicht aufzuheben und eine fahrbahnorientierte Radverkehrsführung anzustreben“. Alternativ schlug er die vollständige Überplanung der Hauptstraße vor, „möglichst mit Berücksichtigung eigenständiger Radverkehrsanlagen“. Besonders die Kreuzungsbereiche Hauptstraße/Petersfelder Straße sowie Hauptstraße/Böseler Straße müssen als Unfallschwerpunkte entschärft werden. Das belegen die Zahlen der Polizei, die zahlreiche Einbiegen- und Kreuzen-Unfälle festgestellt hatte. Das Problem liegt klar auf der Hand, Auto- und Lkw-Fahrer müssen aus beiden Richtungen an den jeweiligen Einmündungen mit Radfahrern rechnen. Doch oftmals wird nur nach links geschaut. Grundsätzlich müsse bei der hohen Verkehrsbelastung von 12.000 Autos und Lkw, die täglich über die Hauptstraße rollen, Tempo 30 statt 50 angestrebt werden. Auch die Anordnung des ruhenden Verkehrs müsse überprüft und angepasst sowie der linksseitige Radverkehr unterbunden werden. Auch die Kaiforter Straße bereitet vielen Garrelern Bauchschmerzen, so fühlen sich 33 Befragte besonders unsicher und gefährdet im Kreuzungsbereich der Feuerwehr sowie auf der Strecke zwischen Friseur Hinxlage und den Straßen Im Karspohl/Im Fange. Schütter schlägt an dieser Stelle vor, die Kaiforter Straße in eine Fahrradstraße umzuwandeln. Eine weitere Erkenntnis: In vielen Bereichen, so auch auf der Kaiforter Straße, der Petersfelder Straße, im Wätkamp oder Hinter'mEsch sind die Radwege viel zu schmal. Angestrebt werden müsse eine Mindestbreite von 2,50 Metern. Auch die Radwegeführung auf der Sager Straße bietet Kon-fliktpotenzial, hier könne etwa über die Einrichtung einer Fahrradstraße nachgedacht werden.

Weitere Handlungsempfehlungen für Straßen, die sich auf das gesamte Gemeindegebiet erstrecken, hat das Ingenieurbüro auf 150 Seiten zusammengefasst, die auf der Website der Gemeinde Garrel (www.garrel.de) zu finden sind. Arbeitskreis soll sich regelmäßig mit den Themen befassen „Eine endgültige Priorisierung aller Maßnahmen ist aufgrund verschiedenster Einflussfaktoren nicht möglich“, betonte Schütter. Nichtsdestotrotz hätten sie eine Kategorisierung im Radverkehrskonzept (hoch – mittel – perspektivisch) zur ersten „Grobfilterung“ angesetzt. Tobias Bohmann (SPD-Fraktionsmitglied) begrüßte, dass in dem Konzept konkrete Maßnahmen genannt werden, die zu einer Verbesserung des Radwegenetzes beitragen. Es sei weiterhin wichtig, in diesem Zusammenhang die Hauptstraße weiter im Blick zu behalten, das Konzept könne als gutes Werkzeug genutzt werden, um Druck auf das Land auszuüben, schließlich sei die Hauptstraße eine Landesstraße. Das Konzept dürfe nun keinesfalls in der Schublade verschwinden. Er schlug daher vor, dass einzelne Maßnahmen fester Bestandteil der Planungs- und Verkehrsausschusssitzung werden. Das hielt Bauamtsleiter Ewald Bley für übertrieben, ebenso das politische Gremium, das mehrheitlich dagegen votierte. Matthias Looschen (CDU) sprach sich als Ergänzung dafür aus, dass ein entsprechender Arbeitskreis sich regelmäßig mit den Themen befasst. Diesem Vorschlag stimmte der Fachausschuss einstimmig zu, zudem empfahl er dem Rat der Gemeinde, das Konzept für den Radverkehr zu beschließen.

Hauptstraße: Die Breite der Radverkehrsanlagen ist sehr schmal, die Führungsform mangelhaft und kann zu Konflikten führen, etwa mit Fußgängern oder parkenden Autos, die jederzeit ihre Türen aufreißen könnten, um auszusteigen.

 Foto: Hoff

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